Pirschausrüstung - alles für die (leisen) Füße

Pirschausrüstung - alles für die (leisen) Füße

Welche Schuhe sind ideal für die Pirsch? Wie bewegt man sich möglichst leise auf verschiedenen Untergründen? 

Geräuschunterdrückung ist Teil der Tarnung

Auf der Pirsch ist man ständig in Bewegung. Während man bei der Auswahl seiner Ausrüstung darauf achtet, das alles für die Pirsch geeignet ist, so kann man eines nicht beeinflussen:
den Untergrund, auf dem man pirscht.
Je nach Witterung verhält sich der Untergrund sich anders:

  • Ist er zu trocken, dann knirscht oder raschelt es bei jedem Schritt,
  • ist er zu naß, dann macht er Schmatz- oder Platschgeräusche.

Hinzu kommt das Wetter:

  • Ist es windstill und leise, dann ist Geräuschunterdrückung wichtig,
  • ist es windig und/oder regnerisch, dann ist es weniger wichtig.

Bestimmte Revierteile lassen sich so in der Folge nur sinnvoll bepirschen, wenn die Bodenverhältnisse eine leise Fortbewegung begünstigen - oder das Wetter lauter als der Jäger ist.

Trekkingstiefel - die zuverlässigen Kilometerkracher

In meinen frühen Tagen als Jäger habe ich auf gute Trekkingstiefel als Jagdstiefel gesetzt. Gut eingelaufen, wasserdicht, robust. Solange sich der Marsch auf den Weg zur Kanzel und wieder zurück beschränkte waren die gewohnten Stiefel super. Als ich aber immer mehr auf die Pirsch umschwenkte musste ich feststellen, dass die Stiefel in der Bewegung knirschten. Das liess sich zwar meist darüber etwas steuern, wie man die Stiefel schnürte oder ob sie frisch eingewachst waren - am Ende begannen sie wieder in einem Moment zu knirschen, in dem man es nicht gebrauchen konnte. Ich recherchierte nach Schnür-Stiefeln speziell für die Pirsch und fand nicht wirklich welche.

Gummistiefel - leise Allrounder für die Pirsch

Am Ende landete ich bei guten Gummistiefeln, die auch trekkingfähig sind. Gummistiefel haben keine "beweglichen" Teile, die aneinander reiben können und gute Gummistiefel haben eine gute Passform. In solchen Stiefeln kann man leise, bei jedem Wetter Kilometer machen - durch dick und dünn.

Mit den Gummistiefeln hatte ich mein leises, jagdpraktisches Pirsch-Schuhwerk. 

Was auch die Gummistiefel nicht lösen konnten war aber die jeweilige Geräuschentwicklung einer festen Sohle auf den verschiedenen Untergründen, die man auf der Pirsch vorfindet. Speziell verdichtete Böden von Wegen und Pfaden mit losen Steinchen/Split sind ein Problem - die Mechanik der Schuhsohle verwandelt sich in Steinchen-Akustik - egal, wie vorsichtig man geht.

Völlig von den Socken - der Schleichgang

Ich las oft in Artikeln von erfolgreichen Schwarzwildjägern, dass diese oft strumpfsock die letzten Meter zum Stück zurücklegen. Das ist praktikabel, wenn man schon irgendwie am Stück ist, nicht, wenn man großräumig pirschend das Revier durchstreicht und dabei den einen und anderen Kilometer macht.

Irgendwann stieß ich auf Sockenschuhe von Skinners. Socken mit einer echten hochgezogenen Gummisohle. Im Lieferumfang ist auch eine Einlegesohle. Die Einlegesohle habe ich gleich rausgenommen. Zum einen will ich mehr Gefühl in der Fußsohle, z.B. für kleine Ästchen, und zum anderen will ich noch ein zusätzliches Paar (fast) konventionelle Socken tragen. 

Warum ein zusätzliches Paar Socken? Zum einen sind die Sockenschuhe wirklich nur gepimpte Socken und nicht wasserdicht und nicht mückendicht. So kann ich die Innensocke den Außentemperaturen anpassen. Die Socken, die ich aktuell in den Sockenschuhen trage, sind wasserdichte Socken von Sealskinz. Diese Socken halten den Fuß trocken und mückenstichfrei.

Das Revier in den Füssen - eine neue Perspektive

Wie machen sich die Sockenschuhe auf der Pirsch? Es fühlt sich an, als wäre man nur in Socken draußen. Am Anfang sehr ungewohnt. Zu den optischen, akustischen und olfaktorischen Eindrücken kommt jetzt eine echte, direkte haptische Ebene hinzu. Man erspürt den Untergrund tatsächlich sehr gut und muss sich an das Barfußgefühl gewöhnen, besonders, wenn es mal steinig wird. Ich hatte nach den ersten Pirscheinsätzen am Folgetag auch immer einen spürbaren Muskelkater in den Waden. Der Fuß wird natürlich gefordert und man muss neu das abrollen lernen. Das ist der "Preis" , den man zahlt. Es lohnt sich.

Schmittchen Schleicher mit den leisen Sohlensocken

Als ich die Socken geliefert waren habe ich sie gleich ausgepackt, angezogen, den Hund geschnappt und gleich eine Runde gedreht. Nach den ersten Metern Teer musste ich feststellen, dass die Sockenschuhe beim Abrollen über den Fußballen deutliche (nicht pirschtaugliche) Schlupfgeräusche von sich gaben. Das tun sie auf festen, rauen Oberflächen, wie Beton und Teer, nach wie vor.

Auf der Pirsch im Revier kommt das aber nicht zum Tragen. Hier bin ich tatsächlich deutlich leiser unterwegs, und gehe bewusster, egal auf welchem Untergrund. Auch wenn die Sockenschuhe patschnass sind bleiben sie leise. Es gibt keine schlürfenden oder schmatzenden Geräusche beim gehen.

Seit ich die Sockenschuhe trage kann ich auch durch Revierteile pirschen, die in Trockenphasen beim gehen nach einer Schüssel Cornflakes klangen.

Die besockenschuh'ten Füße schlucken nicht alles, aber man stapft nicht wie ein schleichender Panzer durch die Botanik - mehr geht glaube ich nicht. 

Dass man mit den Sockenschuhen nicht durch Brombeerdickungen pflügen kann oder sollte - das sollte jedem klar sein. Zum Bergen des Wildes habe ich im Auto daher noch ein Paar robuste Stiefel für die Arbeit nach dem Schuss.

 

 

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