Pirschausrüstung - nie ohne Zielstock

Pirschausrüstung: Zielstöcke für die Pirsch bei Tag und bei Nacht.

Zielstöcke/Pirschstöcke im Einsatz (nicht nur) bei der Pirsch

Temperatur und Witterung sind gecheckt, die Entscheidung über die passende Kleidung und passendes Schuhwerk ist getroffen. Pirschgürtel anlegen, WBK umhängen, Schrank auf, Büchse raus, Schalldämpfer drauf - und ab nach draußen. Es fehlt was: der Zielstock oder Pirschstock. Welchen nehme ich mit?

Auf der Pirsch hat die Jagd ihre eigene Dynamik. Standorte, Entfernungen, Hindernisse, Kugelfang sind in jeder Situation anders, verändern sich stetig oder lassen sich in einem bestimmten Bewegungsrahmen verändern. Egal ob bei gutem Licht oder bei der nächtlichen Pirsch: manchmal dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis ein Stück angesprochen ist und irgendwann richtig steht. Manchmal überschlagen sich die Ereignisse und das Wild steht auf einmal auf kurze Distanz vor einem, Auge in Auge mit wenig Spielraum für Bewegungen. Egal welche Büchse man wie führt, am Ende muss das Absehen sicher und ruhig auf dem Ziel stehen. Das kann, wie gesagt, dauern, das kann schnell gehen. Freihändig würde das selten etwas werden - vor allem, wenn die Büchsen heute durch Schalldämpfer und Vorsatzgerät ausgesprochen vorderlastig sind. Man braucht etwas zum anstreichen oder auflegen - einen Zielstock.

Pirschjagd ohne Zielstock geht, aber nicht gut

Der Zielstock oder Schießstock also. Einbein, Zweibein, Dreibein, zum auseinanderklappen, zum teleskopisch ein und ausfahren - es gibt einiges am Markt.

Ich habe vor Jahren mit einem einbeinigen Teleskop-Zielstock aus Aluminium von Primos begonnen. Der ist leicht, kompakt und einfach zu bedienen. Das untere Beinsegment habe ich mit Stoff Camoband umwickelt. Zur Tarnung und Schalldämpfung, wenn man aus Versehen gegen Büchse oder anderes schlägt. Auf kurze bis mittlere Distanzen und in dynamischen Situationen kann das Einbein seine Stärken voll ausspielen. Er lässt sich einfach um- und verstellen, wenn man seine Position leicht anpassen muß.


Einbein-Telescop-Zielstock im Anschlag

Wenn es mal länger dauert: Zwei- und Dreibein

Ein Nachteil des Einbein kam mir vor allem bei der Sauenpirsch bei Nacht zum Tragen: man benötigt trotzdem immer beide Hände, um Büchse und Zielstock sicher beieinander zu halten. Wenn ich die Wärmebildkamera zur Hand nahm, dann musste ich die Büchse auf dem Einbein balancieren. Das geht solange gut, bis man mal über die Schulter nach hinten beobachten muss - dann fängt es oft an zu wackeln und kippeln.


Aufgestellter Dreibein Zielstock im Anschlag

Das Zweibein habe ich übersprungen, es gab gleich ein Triggerstick-Dreibein von Primos. Jetzt hatte meine Steyr Scout eine stabile Auflage, längere Beobachtungs- und Ansprechphasen waren damit deutlich entspannter. Damit einher geht ein deutlich höheres Gewicht und weniger kompakte Abmessungen. Das ist erstmal vernachlässigbar, denn der Triggerstick durch die Fertigung aus Aluminium immer noch leicht und die Abmessungen kommen nur beim Transport zum Tragen.


Dreibein Zielstock als Einbein im Anschlag

Auf der Pirsch trage ich den immer schon auf die richtige Länge eingestellt mit mir. In 80% der Nutzung würde das Dreibein als Einbein eingesetzt, zum Dreibein wird es dann, wenn es ernst wird. Die dann stabile Schießauflage geht dann mit einer gewissen Sperrigkeit einher: die einzelnen Teleskopbeine lassen sich unabhängig voneinander bewegen - manchmal tun sie es auch von selbst. Ist mitunter also manchmal etwas fummelig bis alle drei gut stehen.

Positionskorrektur Auge in Auge mit dem Wild

15m vor der Rotte macht es das schon spannender. Eine Positionskorrektur mit drei ausgefahren Beinen ist auch anspruchsvoller: alles muss deutlich angehoben werden, damit keines der Beine am Boden irgendwo hängen bleibt, was zu unnötigen, dynamischen Bewegungen führt. Das liegt in der Natur der Dinge und muss man halt üben. Und auf mittlere und weite Distanzen ist das nur bedingt relevant, hier spielt ein Dreibein auch seine Trümpfe aus.

Pirschausrüstung - Primos Triggerstick Zielstock im tiefen Anschlag
Der Dreibein-Telescop-Zielstock ist auch im Anschlag schnell runtergefahren

Was beide Triggersticks ausmacht ist die einfache und stufenlose Höhenverstellung. Mal eben in eine kniende Position wechseln, um unter Blattwerk durch schießen zu können läuft in beide Richtungen butterweich ab - like! Wenn nach zwei, drei Jahren jagdpraktischer Nutzung es anfängt hakelig zu laufen oder zu klemmen, dann muss man die Trigger Sticks einmal zerlegen und von innen reinigen. Anleitungen dafür gibt es bei Youtube (Link s.u.).

Eins, zwei, drei.... mit dem vierten schießt es sich besser

Ich fahre auf eine Jagdmesse und komme mit 160€ weniger in der Tasche nach Hause. In der Tasche war dann ein Vierbein-Pirschstock. Für das Vierbein brauchte ich erstmal eine Anleitung für das Setup. Die Höhe muss richtig eingestellt werden, der Abstand zwischen den Gewehrauflagen muss stimmen. Dann passt alles.


Vierbein-Zielstock als Einbein im Anschlag

Das Vierbein trägt sich auf der Pirsch wie das Ein- und das Dreibein. Auch hier wird der Pirschstock im Einsatz zu 80% (Ansprechen und Beobachten) als Einbein genutzt - aber dann wird es anders. Im Anschlag als Einbein eingenutzt habe ich jetzt zwei Möglichkeiten: ich klappe das Vierbein nach vorne oder hinten auf und habe eine Gewehrauflage, die wie ein Einbein nur einen einzigen Dreh- und Angelpunkt hat. Superflexibel und dynamisch für kurze bis mittlere Entfernungen. Wenn man jetzt noch die Beine an sich auseinander klappt, dann hat man eine super stabile Gewehrauflage für mittlere bis weite Distanzen. In dieser Ausführung liegt die Waffe wie eingegossen in dem Vierbein, also eher was für präzise Schüsse und weite Distanzen auf stehendes Wild.


Vierbein Zielstock als "Einbeinige Gewehrlauflage"

Aktuell ist der vierbeinige Zielstock für mich das Maß der Dinge. Er ist einfach am vielseitigsten und bietet die stabilste Gewehrauflage. Die Vorteile in der Praxis überwiegen die Nachteile bei weitem.


Vierbein Zielstock voll ausgestellt

Zielstöcke auf der Pirsch in aller Kürze

Einbein: kompakt, leicht, einfach und schnell im dynamischen Einsatz für kurze bis mittlere Entfernungen. Im Anschlag einfach umsetzbar.

Zwei- und Dreibein: schwerer und weniger handlich, weniger kompakt, ausgeklappt für mittlere bis weite Entfernungen. Im dreibeinigen Anschlag nicht gut umsetzbar.

Vierbein: leicht, weniger bewegliche Teile (leise), Länge nicht einfach/schnell verstellbar, je nach Nutzung dynamsch für kurze bis mittlere Entfernungen oder statisch auf mittlere bis weite Entfernungen. Im Anschlag gut umsetzbar.


Zielstöcke in Transportlängen

Meine Ausführungen basieren auf Primos Triggersticks (Ein- und Dreibein) und dem phJagt-Vierbein. Andere Fabrikate können natürlich Detail-Lösungen haben die den Einsatz vereinfachen - oder eben auch nicht.

Links:
Primos Trigger Sticks: https://www.primos.com/shooting-sticks/trigger-sticks/

Triggersticks zerlegen: https://www.youtube.com/watch?v=y4dTjuZ08Vs&t=75s

PH Jagt Zielstock: https://ph-jagt.de/

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